28.01.2009
Big Brother City - [Arte]
Nirgendwo auf der Welt werden die Bürger so gut überwacht wie in Großbritannien: Hier gibt es 4 Millionen Videokameras, d.h. eine Kamera für 14 Einwohner! Duncan Campbell, freier Journalist und Verfasser des Berichts über das Abhörsystem "Echelon" für das Europäische Parlament, zeigt die Orwellsche Dimension der britischen Hauptstadt, die eine wahre Versuchsküche für "Big Brother" geworden ist. In London, so Duncan Campbell, herrschen science-fiction-artige Zustände, die sogar Orwells Phantasie noch übertreffen. Überall überwachen Kameras die als potentielle Kriminelle betrachteten Bürger. Das Erstaunlichste ist, dass die Bevölkerung diesen Zustand schicksalsergeben akzeptiert. Haus und Auto waren bisher die letzten Bastionen der Privatsphäre, doch selbst das soll sich ändern. Anfang dieses Jahres führt Großbritannien auf dem gesamten Staatsgebiet ein System zur automatischen Nummernschild-Erkennung ANPR ein . "Mit Hilfe eines Netzes von Kameras, die automatisch die Kennzeichen aller vorbeifahrenden Fahrzeuge erfassen, soll eine riesige Datenbank geschaffen werden. Sie gibt Polizei und Sicherheitsdiensten Auskunft über sämtliche Strecken, die ein Fahrer zurückgelegt hat", betont Duncan. Auch der Markt für Hausüberwachungssysteme boomt in Großbritannien. Der Inhaber eines Fachgeschäfts bekräftigt, dass er 90 % seines Umsatzes im privaten Bereich erzielt. Von der klassischen Überwachungskamera an der Haustür bis zum stecknadelkopfgroßen Hightech-Spion kann man alles kaufen. Und jeder bespitzelt jeden. Im Londoner Stadtteil Shoreditch zum Beispiel sind die Überwachungskameras über Kabel allen zugänglich. Für 3,50 £ pro Woche können Abonnenten die Bilder von ca. 400 Kameras auf dem heimischen Fernsehgerät empfangen. Die Aktion wurde gestartet, um gegen unsoziales Verhalten vorzugehen. Für Duncan Campbell wirft diese gegenseitige Bespitzelung allerdings die Frage nach dem Schutz schwacher Menschen, zum Beispiel Kinder, auf. Selbst wenn die Mehrheit der Briten die ständige Überwachung zu akzeptieren scheint, werden doch auch kritische Stimmen laut.
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