19.11.2012

Nach Putsch: Paraguay - Importabkommen mit Monsanto / Peru - 10 jähriges Moratorium in Kraft / Mexiko droht "Mais Massaker"

[Amerika21] Das paraguayische Landwirtschaftsinstitut IPTA will diese Woche ein Abkommen mit dem US-amerikanischen Saatgutunternehmen Monsanto über den Import von transgenen Samen unterzeichnen. Damit solle biotechnologisches Know-how in das südamerikanische Land gebracht werden, berichten paraguayische Medien unter Berufung auf die Geschäftspartner. Nach Angaben des IPTA-Präsidenten Luis Llano Imas fehlen noch "einige Details", um das Abkommen zu unterzeichnen.
Während die regierungsnahe Privatpresse des Landes über den geplanten Vertrag weitgehend positiv berichtete, laufen Bauernverbände gegen die Kooperation Sturm.

In der Demokratiebewegung Paraguays, die sich nach einem Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung von Präsident Fernando Lugo gebildet hatte, herrscht die These vor, dass Unternehmen wie Monsanto von dem Umsturz profitiert haben und die Kampagne gegen die Lugo-Regierung daher unterstützten.
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In Mexiko droht ein gentechnisches „Mais-Massaker“ 
[keine-gentechnik] Die Agrochemiekonzerne Monsanto, DuPont Pioneer und Dow wollen auf riesigen Plantagen im Herzen Mexikos gentechnisch veränderten Mais anpflanzen. Umwelt- und Bauernverbände sowie Wissenschaftler laufen Sturm gegen die bevorstehende Genehmigung. Schon im Dezember könnte der Gentech-Mais auf 2,5 Millionen Hektar ausgebracht werden – einer Fläche größer als Hessen.
Über 1.200 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen haben einen offenen Brief an die mexikanische Regierung unterzeichnet. Diese dürfe den Anbau auf keinen Fall erlauben. Stattdessen solle sie die gentechnisch veränderten Mais-Pflanzen umfassend prüfen und den Zulassungsprozess reformieren. Sie erklären, Mexiko sei als „Wiege des Mais“ zu bedeutend für solche Gentechnik-Experimente. Die genetische Vielfalt des Landes werde dringend benötigt, um den Mais durch Züchtung an Klimaveränderungen und Krankheiten anzupassen. Zudem hänge das Auskommen von Millionen Kleinbauern von der Maisproduktion ab – auf den Gentech-Monokulturen der Konzerne wäre für sie gewiss kein Platz mehr.

Die endgültige Entscheidung der Regierung wird in den kommenden Tagen erwartet.
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[uccs] Statement: call to action vs the planting of GMO corn in open field situations in Mexico.
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Peru: Zehnjähriges Gentechnik-Moratorium in Kraft
[infoamazonas] Mit der Verabschiedung des Reglements durch den Ministerrat ist seit vergangener Woche das vom peruanischen Kongress beschlossene 10jährige Einfuhr- und Herstellungs-Moratorium für genetisch modifizierte Organismen in Kraft getreten. Das Reglement, von Umweltschützern seit langem gefordert, sieht Kontrollen und Strafen vor, letztere bis zu einer Höhe von 10.000 UIT-Steuereinheiten (derzeit etwa 36,5 Milliarden Nuevos Soles, rund 11 Milliarden Euro). Zudem lege es erstmals spezifische Zuständigkeiten für die Kontrolle fest, so Umweltminister Manuel Pulgar Vidal.
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Giving Israel a new look at Hamas / Is Hamas responsible for Gaza rocket fire? Not exactly.

[Haaretz] In portraying the nature of the Hamas movement, Gaza correspondent Shlomi Eldar demonstrates just how little the Israeli intelligence community seems to know about its own ignorance of the subject.
The detailed document, whose existence and transmission to the prime minister were denied completely by Olmert’s office at the time, constituted an offer by Hamas to conduct a multilevel dialogue with Israel, beginning with discussion about a cease-fire and the building of long-term trust, and ending with a coexistence agreement to last 25 years, and the establishment of a Palestinian state within 1967 borders.

The document does not mention recognition of Israel or a peace agreement per se. It does, however, stipulate not only a cease-fire ‏(“tahadiyeh” in Arabic, which literally means “lull” but has come to mean a “temporary truce”‏), but also cooperation on the civilian front, such as the opening of border crossings and a renewal by Israel of tax-money transfer to the Palestinians.

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Is Hamas responsible for Gaza rocket fire? Not exactly.
[csmonitor]
Here's how Israeli Ambassador to the US Michael Oren explained the Gaza strikes this afternoon: "The scope of the IDF's defensive operation depends on Hamas and whether it takes the decision to cease firing missiles on our homes."

But Hamas has not been the principal one firing the rockets at Israel, at least not lately. Other, smaller militant groups in Gaza like Islamic Jihad and the popular resistance committees in the strip do much of the shooting, though the Al Qassam Brigade that Mr. Jabari headed until his death has taken credit for some attacks in recent weeks.
Here's how veteran Israeli columnist Aluf Benn put it today:
Ahmed Jabari was a subcontractor, in charge of maintaining Israel's security in Gaza. This title will no doubt sound absurd to anyone who in the past several hours has heard Jabari described as "an arch-terrorist," "the terror chief of staff" or "our Bin Laden." But that was the reality for the past five and a half years. Israel demanded of Hamas that it observe the truce in the south and enforce it on the multiplicity of armed organizations in the Gaza Strip. The man responsible for carrying out this policy was Ahmed Jabari.

Now Israel is saying that its subcontractor did not do his part and did not maintain the promised quiet on the southern border. The repeated complaint against him was that Hamas did not succeed in controlling the other organizations, even though it is not interested in escalation. After Jabari was warned openly (Amos Harel and Avi Issacharoff reported here at the beginning of this week that the assassination of top Hamas people would be renewed), he was executed on Wednesday in a public assassination action, for which Israel hastened to take responsibility. The message was simple and clear: You failed - you're dead.
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Westbank / Gaza - PROTECTION OF CIVILIANS WEEKLY REPORT

[unispal.un.org] 31 OCTOBER - 6 NOVEMBER 2012

WEST BANK
  • Palestinian-owned structures demolished in the West Bank, including East Jerusalem
This week:
    Demolished: 81
    Demolished in 2012: 557
    Of which residences: 172
People displaced in 2012: 1,006
2012 vs. 2011 demolitions (weekly av.): 12 vs. 12
2012 vs. 2011 people displaced (weekly av.): 20 vs. 21 

  • Palestinian casualties by Israeli forces
Killed this week: 0
Killed in 2012: 4
Killed in 2011: 11
Injured this week: 13
Injured in 2012: 2,279
Injured in 2011: 1,460
2012 vs. 2011 weekly averages: 52 vs. 30
Search and arrest operations by Israeli forces this week: 220

  • Settler-related incidents resulting in injuries or property damage:
This week: 10
2012 weekly average: 7
2011 weekly average: 8
Palestinian injuries by settler violence:
This week: 1
Injured in 2012: 141
Injured in 2011: 206
2012 vs. 2011 weekly averages: 3 vs. 4
Israeli settlers injured by Palestinians:
This week: 1
Injured in 2012: 38
Injured in 2011: 37
2012 vs. 2011 weekly averages: 1 vs. 1

GAZA STRIP

  • Movement of goods (Kerem Shalom Crossing)
Imports:
Number of truckloads (TL) entered this week (28 Oct – 3 Nov): 904
      TL carrying food: 27%
      Weekly average of TL since the beginning of 2012: 1,087
      Weekly average of TL before the blockade: 2,807
Exports:
Truckloads this week: 1 Weekly average since the beginning of 2012: 4 Weekly average before the blockade: 240
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14.11.2012

Freibrief zum Kriegführen - Auslandseinsätze der Bundeswehr und Friedensgebot des Grundgesetzes

[german-foreign-policy] Eine Dozentin der Bundeswehr-Führungsakademie sieht das Friedensgebot der deutschen Verfassung ausgehebelt. Wie die Politologin Sabine Jaberg in einer aktuellen Publikation schreibt, sei mittlerweile "genau das eingetreten", was die Urheber des Grundgesetzes "hätten verhindern wollen": "Streitkräfte dienen wieder als Mittel der Politik" - als "Instrument blanker Interessenpolitik" und "im Dauereinsatz". Jabergs Aufsatz findet sich in einem von Tübinger Wissenschaftlern herausgegebenen Sammelband, der sich mit der an zahlreichen deutschen Hochschulen erhobenen Forderung nach Implementierung sogenannter Zivilklauseln auseinandersetzt.
Freibrief zum Kriegführen Scharfe Kritik übt Jaberg nicht zuletzt an den sogenannten Out-of-Area-Urteilen des Bundesverfassungsgerichts. Wer wie das höchste deutsche Justizorgan der politisch-militärischen Führung gestatte, "Krisenreaktionseinsätze" auch "unabhängig von einem äußeren Angriff" zu befehlen, stelle dieser einen "Freibrief" aus, moniert die Wissenschaftlerin. Scharf wendet sie sich außerdem gegen die von wechselnden Bundesregierungen verabschiedeten militärpolitischen Grundsätze. Mit der unter anderem in den "Verteidigungspolitischen Richtlinien" enthaltenen Formulierung, mit Hilfe von Streitkräften "nationale Interessen" und "internationalen Einfluss" wahren zu wollen, öffne man "dem Einsatz der Bundeswehr zu beliebigen Zwecken Tür und Tor" - etwa zur Sicherung der "Rohstoff- und Warenströme" im Rahmen der "Pirateriebekämpfung". Mittlerweile, schreibt Jaberg, könne nicht einmal mehr als unumstößlich gelten, dass Deutschland sich nicht an "Angriffskriegen beziehungsweise anderen völkerrechtswidrigen Gewaltakten" beteilige. Als Beispiel hierfür nennt sie den 1999 erfolgten Angriff der Bundeswehr und weiterer NATO-Truppen auf die Bundesrepublik Jugoslawien.
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13.11.2012

Seit Sieben Jahren in der geschlossenen Psychiatrie - Fall Mollath - Justizministerin Merk in Erklärungsnot



[SWR] Hintergrund sind Recherchen von REPORT MAINZ, die belegen, dass Merk den Rechtsausschuss des bayerischen Landtages und damit die Öffentlichkeit nicht umfassend informiert hat. Ein interner Untersuchungsbericht der Hypo-Vereinsbank aus dem Jahr 2003, kommt zu dem Ergebnis, dass die von Mollath erhobenen Vorwürfe gegen die Bank "zutreffend" waren. Dies hatte die Ministerin mit Hinweis auf eben diesen Bericht wiederholt bestritten. Die Fraktion der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) im bayerischen Landtag fordert deshalb den Rücktritt der Ministerin.
In dem Fall geht es um einen heute 56-jährigen Mann aus Nürnberg, der seit fast sieben Jahren in der geschlossenen Psychiatrie sitzt: Gustl Mollath hatte 2003 gegenüber der Staatsanwaltschaft und der Hypo-Vereinsbank umfangreiche Angaben zu Schwarzgeldgeschäften der Bank mit der Schweiz gemacht. Sie beruhten auf internen Unterlagen seiner damaligen Ehefrau, die Mitarbeiterin in der Nürnberger Filiale der Hypo-Vereinsbank war und selbst in diese Geschäfte verwickelt gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft sah damals keinen Anlass für Ermittlungen. Gustl Mollath hingegen wurde in einem Strafprozess wegen Körperverletzung gegenüber seiner damaligen Ehefrau verurteilt und in die Psychiatrie eingewiesen. Das Landgericht Nürnberg-Fürth begründete dies unter anderem damit, die von Gustl Mollath angezeigten "Schwarzgeldverschiebungen" seien Teil eines "paranoiden Gedankensystems".
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Fall Mollath - Justizministerin Merk in Erklärungsnot
[Süddeutsche] Paranoides Gedankensystem? Im Fall Mollath gerät Bayerns CSU-Justizministerin Merk immer stärker unter Druck. Im Landtag hatte sie dessen Vorwürfe als "abstrus" bezeichnet. Die Freien Wähler wittern einen "Justizskandal ungeheuren Ausmaßes".
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Zeitungskrise "Frankfurter Rundschau" meldet Insolvenz an / Insolvenz - Ein Drittel der dapd-Mitarbeiter soll gehen

[Spiegel] Ein Traditionsblatt steht vor dem Aus: Die "Frankfurter Rundschau" hat nach SPIEGEL-Informationen Insolvenz angemeldet. Die Angestellten sollen am Nachmittag bei einer Betriebsversammlung informiert werden.
Die Pleite des Blattes könnte der Auftakt für ein Zeitungssterben in den nächsten Monaten werden. Auch das Gruner+Jahr-Blatt "Financial Times Deutschland" ist von der Schließung bedroht, die Entscheidung soll hier bis zum 21. November fallen.
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Insolvenz - Ein Drittel der dapd-Mitarber soll gehen 
[Zeit] Vor allem die Führungsebene dürfte verkleinert werden, damit die Nachrichtenagentur rentabel arbeiten kann. Etwa 100 Mitarbeiter verlieren voraussichtlich ihren Job.
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Obama lehnt UNO-Vorstoß der Palästinenser ab / Israel plant offenbar Ausbau von Siedlung Itamar

[ORF] US-Präsident Barack Obama lehnt laut palästinensischen Angaben den geplanten Antrag der Palästinenser auf einen aufgewerteten Beobachterstatus bei der UNO ab. Obama habe in einem Telefongespräch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas klargemacht, dass die USA gegen diesen Schritt seien, sagte Abbas-Sprecher Nabil Abu Rudeina der Nachrichtenagentur AFP gestern.
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Obama to Palestinian leader: U.S. opposes U.N. membership
[RawStory] US President Barack Obama told Mahmud Abbas on Sunday that his administration opposes a Palestinian bid for non-state membership of the UN, the Palestinian leader’s spokesman said.

Israel and the United States are both opposed to the Palestinian plan, insisting that a Palestinian state can only result from peace negotiations, which have been suspended for the past two years.
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Israel plant offenbar Ausbau von Siedlung Itamar 
[AFP] Israel plant nach Informationen der Organisation Frieden Jetzt einen massiven Ausbau der Siedlung Itamar im Westjordanland. Nach Plänen der israelischen Behörden solle die Zahl der Wohnungen in der Siedlung im Norden des Palästinensergebiets von derzeit 137 auf 675 steigen, teilte die Friedensorganisation mit. Die Pläne sollen demnach am Mittwoch von einer Kommission im israelischen Verteidigungsministerium untersucht werden.
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12.11.2012

Die Story - Albtraum im Märchenland - Moderne Sklaverei in Dubai [WDR] [Doku]


Der Film thematisiert die unmenschlichen Arbeitsbedingungen von ausländischen Hausmädchen in Dubai. Er begleitet die 23-jährige Trungo aus Äthiopien bei ihren Vorbereitungen und auf dem Weg zu ihrem Arbeitsaufenthalt in Dubai. Kurz nach der Ankunft in Dubai verliert sich ihre Spur, da ihr unmittelbar nach der Ankunft Pass und Handy von Mitarbeitern der Vermittlungsagentur abgenommen wurde. Lange Arbeitszeiten, Hunger, Misshandlung, sexueller Missbrauch und Nichtauszahlung des Lohns gehören zum üblichen Umgang der Arbeitgeber mit ihren Hausangestellten.

Frauen, die von ihren Arbeitgebern weglaufen, erhalten keine Unterstützung, müssen im Untergrund leben und können nur nach Hause, wenn Verwandte das Geld für ein Flugticket aufbringen können. Das Filmteam konnte meist nur mit verdeckter Kamera arbeiten und wurde vom Geheimdienst bei ihrer Arbeit behindert.

Ein Film von Adamna Adim, Eva Grün und Edgar Wolf

Weltenergieausblick: USA werden weltgrößter Ölproduzent

[Zeit] Die USA könnten nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) in rund 20 Jahren unabhängig von Erdöl und Gas aus dem Ausland sein. Das Land werde seinen Energiebedarf voraussichtlich gegen 2035 fast vollständig aus eigenen Ressourcen decken können, heißt es in dem jährlichen Weltenergieausblick der IEA. Es handle sich um eine "dramatische Umkehrung des Trends, der in den meisten Energie importierenden Staaten sichtbar ist". Derzeit decken die USA noch rund 20 Prozent ihres Energiebedarfs aus Importen.
Als Grund für die Zunahme der Erdöl-Produktion wird in dem IEA-Bericht die Erschließung von Ölvorkommen genannt, die bislang als schwer zugänglich galten, etwa weil sie sich in dichtem Gestein befinden. Inzwischen wird in den USA mithilfe neuer Technik verstärkt dieses sogenannte tight oil gefördert. Die USA setzen zudem auf die höchst umstrittene Förderung von Schiefergas. Kritiker monieren hierbei erhebliche Risiken für die Umwelt. Parallel dazu müssen die USA laut IEA weniger Erdöl importieren, weil der Treibstoffverbrauch von Fahrzeugen sinkt.
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U.S. to overtake Saudi as top oil producer: IEA
[Reuters] The United States will overtake Saudi Arabia and Russia as the world's top oil producer by 2017, the West's energy agency said on Monday, predicting Washington will come very close to achieving a previously unthinkable energy self-sufficiency.
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Blair Inc. - Die äußerst erfolgreichen Geschäfte des britischen Ex-Premiers

[monde-diplomatique] Seit seinem Auftritt in New York am 11. Oktober dieses Jahres gehört auch Nicolas Sarkozy zum erlauchten Kreis der gut bezahlten Redner. Seine Amtszeit war kaum beendet, da häuften sich schon die Anfragen, die in der Regel mit Honoraren von um die 100 000 Euro locken, auf dem Schreibtisch des französischen Expräsidenten. Das Wochenmagazin L'Express berichtete am 3. Oktober 2012, Sarkozy habe "seit seinem Auszug aus dem Élysée-Palast im vergangenen Mai bereits 70 Einladungen bekommen."
Man könnte meinen, dass höchste Staatsämter nur noch als Durchgangsstation dienen und das eigentliche Karriereziel in der Anhäufung eines großen privaten Vermögens liegt. Sarkozy jedenfalls dachte schon 2008 in dieser Weise über seine Zukunft nach: "2012 bin ich 57 Jahre alt, da trete ich nicht noch einmal an. Wenn ich die Milliarden sehe, die Clinton verdient - ich mache das hier jetzt für fünf Jahre, danach gehe ich meiner Wege und stopfe mir die Taschen voll."(1)

Eine der beeindruckendsten Erfolgsgeschichten im kleinen Kreis der ehemaligen Staatsoberhäupter ist wohl die Wandlung des früheren britischen Premierministers Tony Blair (1997 bis 2007). Seine ebenso rasante wie akrobatische politische Laufbahn - sie begann im linken Flügel der Labour Party und endete während des Irakkriegs mit demonstrativer Unterwürfigkeit gegenüber der US-Regierung, die ihm den Spitznamen "Bushs Pudel" einbrachte - eröffnete ihm eine Zukunft, in der ein gutes Gewissen und gute Geschäfte einander nicht unbedingt ausschließen.
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Rechnungen nicht bezahlt: Der EU fehlen plötzlich 9 Milliarden Euro

[deutsche-wirtschafts-nachrichten] Am Freitagabend sind die Verhandlungen zwischen der EU und den Mitgliedsländern über das neue Budget überraschend gescheitert. Der Grund: Plötzlich aufgetauchte Rechnungen in Höhe von 9 Milliarden Euro - die nun keiner bezahlen will.
Besonders originell: Bei den Verhandlungen stellte sich heraus, dass die EU-Kommission offenbar eine Milliarde Euro so einfach mal oben draufgepackt hat. Dieses Geld wird definitiv nicht in diesem Jahr gebraucht. Die EU-Kommission ist also mit falschen Zahlen in die Verhandlungen gegangen, worüber die kritischen Ländern _ Großritannien, Schweden und die Niederlande – empört waren. Janusz Lewandowski entschuldigete den versuchten Trick mit Mißverständnissen beim Rechnen.

Abgesehen davon, dass es auch bei diesem Geld um das Geld der europäischen Steuerzahler geht, wirft der Fall die Frage auf: Wie kontrolliert die EU eigentlich die Nationalstaaten, wenn sie schon im eigenen Bereich offenkundig Schwierigkeiten mit den Grundrechnungsarten hat?

Es gab allerdings in all dem Streit am Freitag auch einen humanitären Beschluss: Die EU spendet den italienischen Erdbebenopfern 679 Millionen Euro. Woher das Geld allerdings kommen soll, wusste nach dem Beschluss niemand.
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Entschädigung für Umweltschäden in Ecuador - Chevron-Geld in Argentinien beschlagnahmt

[Taz] Ein argentinisches Gericht beschlagnahmt das Vermögen des Ölkonzerns Chevron. Dieser hatte die Entschädigung für eine Katastrophe in Ecuador verweigert.
Für Chevron wäre die Zahlung sicher möglich. Das drittgrößte US-Unternehmen ist in 53 Ländern aktiv, und sein Wert wird auf 220 Milliarden Dollar geschätzt. Doch Chevron weigert sich zu zahlen – auch nachdem der Oberste Gerichtshof der USA einen Einspruch ablehnte. Daraufhin beschlagnahmte Provinzrichter Wilfrido Erazo aus Sucumbíos das noch vorhandene Vermögen von Chevron in Ecuador. Doch dieses beläuft sich mit 200 Millionen Dollar nur auf einen Bruchteil der Summe.
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1,265 Mio - Steuerzahler muss Million für Dienstwägen der Altkanzler blechen

[wochenblatt] Der Steuerzahler hat bis dato mehr als eine Million Euro für Dienstwagen bezahlt, die von früheren Bundeskanzlern benutzt werden. Besonders teuer sind die Karossen von Gerhard Schröder. Aber auch Helmut Kohl und Helmut Schmidt nutzen Dienstwagen, die der Steuerzahler finanziert.
Insgesamt zahlte der Bund laut Bundesinnenministerium für alle Altkanzler-Autos "ab Inbetriebnahme bis heute rd. 1,265 Mio. Euro für Instandsetzung, Reparatur, Unterhaltung und Betrieb etc.". Wozu die Ex- Regierungschefs so viele Autos brauchen? "Personenschutzmaßnahmen" machten dies erforderlich, teilt das zuständige Bundeskriminalamt mit. Die Opposition zeigt trotzdem Unverständnis, die Linken-Abgeordnete Gesine Lötzsch fordert: "Ein Altkanzler - ein Auto."
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11.11.2012

Obama - Power to the People - Ein janusköpfiger Wahlsieg

[Hintergrund] Seit Jahrzehnten zerfallen in den USA nicht bloß Schulen und Brücken, sondern ganze Städte. Als ich 1972 kurze Zeit in Detroit lebte, in einem vorwiegend afroamerikanischen Stadtviertel, fuhr ich auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag durch Slums, vorbei an verfallenden Holzhütten und verrottenden Industriebauten. Auf manchen Dächern sah ich noch Spuren der Luftangriffe der Polizei von 1967, durch die viele Menschen verletzt oder getötet worden waren.

Wie oft haben wir im Fernsehen während der ersten Präsidentschaftskampagne von Barack Obama Ausschnitte aus Martin Luther Kings „I have a dream“-Rede von 1963 gesehen? Gefühlte eine Million Mal? King träumte von Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit, auch der vom Rassismus. Um Obama als Heilsbringer zu mystifizieren, wurde Kings Rede 2008 missbraucht, als sei sie sein letztes Wort zu den sozialen Verhältnissen in den USA gewesen. Es sollte die Illusion befördern, dass der Kapitalismus eine humane Lebensweise sein kann, wenn ein Afroamerikaner Präsident wird.
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Noam Chomsky - Wissenschaftler und Rebell (Sternstunden Philosophie) [SF]

Barbara Bleisch debattiert mit Noam Chomsky am Massachusetts Institute of Technology (MIT) über den US-amerikanischen Wahlkampf, über die Rolle des Staates im 21. Jahrhundert und über die Verantwortung der Intellektuellen.


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Reporter ohne Grenzen: „Sachsensumpf“ - ROG fordert Freispruch im Dresdner Journalistenprozess

[RoG] Am kommenden Dienstag (13. November) beginnt im Dresdner Journalistenprozess die Verhandlung in zweiter Instanz vor dem Landgericht Dresden. Im August 2010 waren die freien Journalisten Thomas Datt und Arndt Ginzel nach Artikeln über den so genannten Sachsensumpf wegen „übler Nachrede“ verurteilt worden. Reporter ohne Grenzen kritisierte dieses Urteil heftig. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Justiz unliebsame Journalisten durch Strafverfahren einschüchtert und fordern einen Freispruch für Datt und Ginzel“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag in Dresden.
„Es geht in diesem Prozess ganz offensichtlich nicht darum, diejenigen zu schützen, über die berichtet wurde. Vielmehr sollen kritische Journalisten bestraft werden“, sagte Christian Mihr. Anders ließe sich nicht erklären, dass bisher nur straf-, nicht aber presserechtlich gegen Datt und Ginzel vorgegangen wurde. Die umstrittenen Artikel stehen deshalb nach wie vor für jeden sichtbar im Internet.

Auf Zeit Online hatten Thomas Datt und Arndt Ginzel im Juni 2008 über Rotlichtvorwürfe gegen hohe Justizbeamte in Sachsen und Unklarheiten bei den Ermittlungen zum Leipziger Minderjährigenbordell „Jasmin“ berichtet. Sie hatten die Arbeit einzelner Polizisten hinterfragt, die sich durch den Artikel jedoch nach eigenen Angaben nicht ihn ihrer Ehre verletzt fühlten und sich weigerten, Anzeige zu erstatten. Dies tat der damalige Leipziger Polizeipräsident Medienberichten zufolge erst nach Intervention des sächsischen Innenministeriums.
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Nationalsozialisten in der jungen Bundesrepublik - Wie aus SS-Männern Polizisten wurden

[sueddeutsche] Wie viele ehemalige NSDAP-Mitglieder kamen nach dem Krieg in höchste politischen Ämtern? Der Bundestag hat dazu erschreckende Zahlen veröffentlicht, doch ihre Aussagekraft ist umstritten.
In einer ihrer Fragen wollten die Linken wissen, wie viele Bundesminister und Kanzler seit 1949 NSDAP-Mitglieder oder Mitglieder anderer NS-Organisationen waren. Die Liste enthält keine Neuigkeiten und verrät wenig über individuelle Verantwortung, doch erfüllt sie den von den Linken beabsichtigten Zweck - sie dokumentiert zusammen mit zahlreichen anderen Zahlen die Durchdringung führender Institutionen der Bundesrepublik mit früheren Nationalsozialisten.

Mit ihrer Forderung nach einer "automatischen Deklassifizierung von sämtlichen Verschlusssachen nach 20 Jahren" stehen die Linken allein. Nicht einsichtig ist aus Sicht auch der Grünen, warum die Akten des BND zu Adolf Eichmann und Klaus Barbie nicht freigegeben werden.
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Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach Mai 1945 politisch tätig waren
[Wikipedia] In der vorliegenden Liste werden Politiker aufgeführt, die Mitglied der NSDAP und / oder einer ihrer Sonderorganisationen SA oder SS waren und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Rolle in der Politik spielten.
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Hanflegalisierung in den USA: Legalized!

[Taz] Dass Barack Obama die Präsidentschaftswahl gewonnen hat, war keine große Überraschung – die eigentliche Sensation des Wahltags fand in Colorado und Washington statt. In diesen Bundestaaten stimmte eine Mehrheit für die Legalisierung von Marijuana und dies nicht mehr nur zu medizinischen Zwecken, wie bisher schon in 17 US-Bundesstaaten, sondern grundsätzlich.

Als Rohstoff, Medizin, und als Genußmittel für Erwachsene kann Hanf in diesen Bundesstaaten künftig legal angebaut, produziert und verkauft werden. 75 Jahre nach dem „Marijuana Tax Act”, dem Verbot der Hanfpflanze in den USA, ist im Mutterland der Hanf-Verfolgung damit das Ende der Prohibition eingeläutet. Das ist der Beginn einer rationalen, schadensmindernden Drogenpolitik, die mit der Besteuerung und kontrollierten Abgabe von Cannabis einen Meilenstein für die USA und den Rest der Welt setzen wird.
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10.11.2012

Must read! Why Did The Bundesbank Secretly Withdraw Two-Thirds Of Its London Gold?

Gold: Exclusive: Bank Of England To The Fed: "No Indication Should, Of Course, Be Given To The Bundesbank

Recently, the topic of German gold resurfaced following the disclosure that early on in the Eurozone creation process, the Bundesbank secretly withdrew two-thirds of its gold, or 940 tons, from London in 2000, leaving just 500 tons with the Bank of England. As we made it very clear, what was most odd about this event, is that the Bundesbank did something it had every right to do fully in the open: i.e., repatriate what belongs to it for any number of its own reasons - after all the German central bank is only accountable to its people (or so the myth goes), in deep secrecy. The question was why it opted for this stealthy transfer.
While there we dug up a certain memo, coded C43/323 in the BOE archives, official title "GOLD AND FOREIGN EXCHANGE OFFICE FILE: FEDERAL RESERVE BANK OF NEW YORK (FRBNY) - MISCELLANEOUS", dated May 31, 1968, written by a certain Mr. Robeson addressed to the BOE's Roy Bridge as well as its Chief Cashier, and whose ultimate recipient is Charles Coombs who at the time was the manager of the open market account at the Fed, responsible for Fed operations in the gold and FX markets.

This memo, more than any of the other spurious and speculative accusation about Buba's golden hoard, should disturb German citizens, and of course the Bundesbank (assuming it was not already aware of its contents), as the memo lays out, without any shadow of doubt, that the BOE and the Fed, effectively conspired to feed the Bundesbank due gold bars that were of substantially subpar quality on at least one occasion in the period during the Bretton-Woods semi-gold standard (which ended with Nixon in August 1971). 

The facts:  
At least two central banks have conspired on at least one occasion to provide the Bundesbank with what both banks knew was "bad delivery" gold - the convertible reserve currency under the Bretton Woods system, or in other words, to defraud - amounting to 172 bars. The "bad delivery" occured even as official gold refiners had warned that the quality of gold emanating from the US Assay Office was consistently below standard, and which both the BOE and the Fed were aware of. Instead of addressing the issue of declining gold quality and purity, the banks merely covered up the refiners' complaints
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Why Did The Bundesbank Secretly Withdraw Two-Thirds Of Its London Gold?
[zerohedge] Two days ago we reported that the German Court of Auditors demanded that the German Central Bank, the Bundesbank, verify and audit its official gold holdings consisting of 3,396 tons, held mostly offshore, namely New York, London and Paris, at least according to official documents.
 It also called for repatriation of 150 tons in the next three years to perform a quality inspection of the tungsten gold.

Today, in a surprising development, via the Telegraph we learn that none other than the same Bundesbank which is causing endless nightmares for all the other broke European nations due to its insistence for sound money, decided to voluntarily pull two thirds of its gold holdings held by the Bank of England. According to a confidential report referenced by the Telegraph, Buba reclaimed 940 tons, reducing its BOE holdings from 1,440 in 2000 to 500 in 2001 allegedly "because storage costs were too high." This is about as idiotic an excuse as the Fed cancelling its reporting of M3 in 2006 because "the costs of collecting the underlying data outweigh the benefits." So why did Buba repatriate its gold? Ambrose Evans-Pritchard has an idea.
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Iraq: $4.2 Bln Russian Arms Deal ‘Canceled’

[rian] Iraq is annulling a $4.2 billion arms deal with Russia it reached earlier this year over concerns about possible corruption, an Iraqi government spokesman said.
"When Maliki returned from his trip to Russia, he had some suspicions of corruption, so he decided to review the whole deal," a spokesman for Maliki told AFP on Saturday. But a source in Russia’s arms export industry told RIA Novosti the Iraqi announcement raised more questions than it answered.

“Supposed corruption claims have never been and cannot be the basis for annulling contracts, particularly in the military-technical cooperation sphere,” he said, adding that it amounted to “legal nonsense.”

Russia recently lost another arms deal tender to supply the Mi-28EN to India, which was won by America's Boeing AH-64 Apache.
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[13.10.2012] Al-Maliki: USA können Waffenliefervertrag zwischen Russland und Irak nicht blockieren
[rian] Die USA können laut dem irakischen Premier Nouri al-Maliki den von Bagdad unterzeichneten Vertrag über die Lieferung von russischen Waffen im Werte von über 4,2 Milliarden US-Dollar nicht blockieren.
„Egal ob es sich um Waffen- oder Erdölkäufe oder irgendwelche politischen Konsultationen handelt, ziehen wir niemanden dabei zu Rate. Unsere Außenpolitik besteht darin, uns von unseren eigenen Interessen leiten zu lassen“, sagte der irakische Premier in einem Interview für die russische Nachrichtensendung „Westi w subbotu“ (Nachrichten am Samstag), die im russischen Fernen Osten übertragen wurde.
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Rüstungskonzern EADS: Europaweites Netz von Schmiergeldzahlungen

[Süddeutsche] Bestechung und Untreue, Geldwäsche und Betrug: Wegen Geschäften mit Österreich ermitteln Staatsanwaltschaften in ganz Europa gegen EADS. Der Chef des Rüstungskonzerns, Tom Enders, kündigt jetzt einen harten Kurs gegen Korruption an. Der kommt etwas spät.
Beim Verkauf von 15 Kampfflugzeugen des Typs Eurofighter Typhoon an das österreichische Heer soll die EADS Deutschland GmbH im vergangenen Jahrzehnt kräftig geschmiert haben. Mindestens 70 Millionen Euro, so der Verdacht der Ermittler, seien auf Umwegen in dunkle Kanäle geflossen. Die Ermittler versuchen, das mutmaßlich korrupte System zu dechiffrieren. Es gibt den Verdacht, dass in Österreich Beamte und vielleicht auch Politiker geschmiert worden sind. Entscheidungsträger jedenfalls.

Beim Vergleich der Listen der Verdächtigen in Österreich und Deutschland gibt es Überschneidungen bei den Namen, aber auch Unterschiede.
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Mehr Rechte für Umweltverbände - Koalition setzt EU-Vorgaben um, schränkt zugleich Eilrechtsschutz aller Kläger ein

[badische-zeitung] Der Bundestag hat die Klagerechte von Umweltverbänden erweitert. Zugleich wurden die Klagerechte der Bürger im Interesse der Wirtschaft eingeschränkt. Die Reform des Umwelt-Rechtsbehelfs-Gesetzes (UmwRG) wurde am späten Donnerstag mit der schwarz-gelben Parlamentsmehrheit gegen die Stimmen der Opposition beschlossen.
Hintergrund ist die deutsche Rechtstradition, dass Bürger nur gegen Umweltrecht klagen können, das sie persönlich zum Beispiel vor unmittelbarer Vergiftung schützt.

Dem kam die Bundesregierung jetzt nach. Umweltverbände können nun auch auf Einhaltung des Artenschutzes und die Beachtung von Vorsorge-Grenzwerten klagen. Dabei war der Koalition aber nicht wohl. "Wir wollen Vorhaben verwirklichen und nicht ausbremsen", erklärte die FDP-Abgeordnete Judith Skudelny. Deshalb wird vor allem der Eil-Rechtsschutz eingeschränkt. Ein Projekt kann vom Verwaltungsgericht nur noch dann bis zum Urteil gestoppt werden, wenn "ernstliche Zweifel" an dessen Rechtmäßigkeit bestehen. Damit sollen Entscheidungen, wie der Stopp der Elbvertiefung, den das Bundesverwaltungsgericht Mitte Oktober anordnete, künftig nicht mehr möglich sein, erklärte Skudelny.
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Antwort auf Anfrage der Linksfraktion [PDF] / Aussteigerprogramm links floppt noch mehr als erwartet

[Taz] Viel ist über den Mann nicht bekannt. Er ist zwischen 21 und 24 Jahre alt, kommt aus Bayern, in der linksautonomen Szene war er keine Führungsperson. Er wollte der Szene den Rücken kehren, das schaffte er offenbar nicht allein, deshalb wandte er sich an das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Die Behörde nämlich will als Gesprächspartner für Extremisten jeglicher Coleur zur Verfügung stehen. Mit Ratschlägen, Tipps und Tricks.

Das BfV hat Glück, dass es den jungen Bayern nun nennen kann, denn sonst stünde nach einem Jahr „Aussteigerprogramm für Linksextremisten“ als Erfolgsbilanz eine glatte Null. Die Zahlen zum Programm, das im Oktober 2011 gestartet wurde, wurden jetzt in einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfragen der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke bekannt.
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Antwort auf Anfrage der Linksfraktion: Erfahrungen mit dem „Aussteigerprogramm für Linksextremisten“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz ein Jahr nach seinem Start [PDF]
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Geheimnisverrat-Prozess: WikiLeaks-Informant Manning bietet Teilgeständnis an

Der als Wikileaks-Informant beschuldigte Bradley Manning hat bei einer Gerichtsanhörung offenbar ein Teilgeständnis angeboten. Wie sein Anwalt David E. Coombs in einem Blogbeitrag klarstellte, handelt es dabei nicht um ein volles Eingeständnis der Manning zur Last gelegten Vergehen. Vielmehr wolle er nur für einige weniger schwere Verstöße die Verantwortung übernehmen, wobei Coombs keine genauen Vergehen benannte.
Dem Obergefreiten der US-Armee wird zur Last gelegt, während seiner Stationierung im Irak die Internet-Plattform Wikileaks mit 700.000 größtenteils geheimen Dokumenten versorgt zu haben. Insgesamt werden Manning 22 Verstöße gegen Militärgesetze vorgeworfen, die im Februar erstmals verlesen wurden. So soll er mit seinen Handeln unter anderem Kameraden gefährdet haben. Am schwersten wiegt die Anschuldigung, “den Feind unterstützt“ zu haben – dieses Vergehen kann mit der Todesstrafe geahndet werden. Die Ankläger gehen allerdings nicht so weit: Manning droht maximal lebenslange Haft. Im April war Mannings Verteidigung mit dem Antrag gescheitert, diesen Klagepunkt fallenzulassen.
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10.000 Euro Schmerzensgeld wegen Polizeigewalt auf der Freiheit statt Angst

[Gulli] Das Landgericht Berlin hat einem Vergleich zugestimmt, nachdem ein Demonstrant wegen eines überzogenen Polizeiübergriffs einen Schadensersatz in Höhe von 10.000 Euro erhält. Während der Demonstration Freiheit statt Angst 2009 wurde der junge Mann in Berlin von zwei Polizisten augenscheinlich grundlos verprügelt. Jedoch müssen die beiden Beamten das Schmerzensgeld nicht aus eigener Tasche zahlen.
Wie das Internetportal der taz berichtet, müssen die beiden Beamten das Schmerzensgeld nicht selbst zahlen, da derartige Kosten in Amtshaftung vom Land Berlin übernommen werden. Allerdings wurden die beiden Polizisten durch das Urteil des Amtsgerichts zu Geldstrafen in Höhe von 6.000 Euro verurteilt. Bislang stehen die Berufungen der beiden Parteien für dieses Verfahren noch im Raum. Eisenberg kündigte an, die Berufung allerdings zurückzuziehen, insofern die Gegenseite dies auch tue.
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06.11.2012

In der Nacht zum Montag beschlossen: Lebensleistungsrente - »Der Beschluß zur Rente ist eine Unverschämtheit«

[jungewelt] Gerhard Kampschulte ist ehrenamtlicher Sozialrechtsberater in Hessen

Die schwarz-gelbe Koalition hat in der Nacht zum Montag unter anderem die »Lebensleistungsrente« beschlossen – ein kleiner Fortschritt?
Es ist eine Unverschämtheit, was da beschlossen wurde: Diese Rente soll nur zehn oder 15 Euro über den 688 Euro Grundsicherung liegen! Das ganze System ist absurd, das die SPD/Grünen-Regierung mit ihrer Agenda 2010 ins Leben gerufen hat und nachfolgende Regierungen verfestigt haben. Ich kann doch nicht Menschen in Billiglohnjobs treiben, indem ich jede noch so mies bezahlte Arbeit für zumutbar erkläre – und mich anschließend wundern, wenn für sie daraus am Lebensende Armutsrenten resultieren.

Rund 50 Prozent der Menschen, die ab 2020 Rente beantragen, müssen sich gleich anschließend an das Sozialamt wenden, um aufzustocken. Der am Wochenende getroffene Beschluß der CDU/FDP-Regierung ändert daran gar nichts. Ob Menschen nun 698, 703 oder 850 Euro erhalten, ist eigentlich piepegal – es reicht nicht!
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Koalitionsbeschluss zum Kampf gegen Altersarmut - "Lebensleistungsrente" sorgt für Irritationen
[Tagesschau] Am Tag nach dem Koalitionsbeschluss zur "Lebensleistungsrente" herrscht bereits Verwirrung darüber, was das neue Konzept zu bedeuten hat: Wie viel Geld wird ausbezahlt, wer bekommt es und ab wann? Wann die "Lebensleistungsrente" von einer Idee der Koalition zum Gesetz wird, ist noch offen.
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Studie: 99 Prozent aller SSL-verschlüsselten Verbindungen nicht sicher / Studie [PDF]

[Heise] Bei 99 Prozent sind vertrauliche Informationen in Webanwendungen wie Online-Banking, Webmail-Konten oder Businessportalen trotz Verschlüsselung nicht sicher. Zu diesem erschütternden Ergebnis kommt der Münchner Spezialist für Anwendungssicherheit SecureNet nach einer Analyse (PDF-Datei) von rund einer Million Websites.
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Web Application Security Untersuchung - AKTUELLE VERBREITUNG VON HTTP STRICT TRANSPORT SECURITY (HSTS) [PDF]
[securenet] Das vorliegende Dokument gibt die Ergebnisse einer Untersuchung zur Verbreitung des HSTS Server Response-Headers unter den weltweit 1 Mio. meistbesuchten Websites, den darin enthaltenen rund 40.000 deutschen Websites sowie auf 424 deutschen Onlinebanking-Websites wieder. Die Untersuchung zeigt, dass diese wichtige Sicherheitsmaßnahme bisher noch kaum eingesetzt wird.
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European Bank - Osteuropa: Öffentliche Mittel für Monsantos Marktanteil

[keine-gentechnik] Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) plant offenbar, dem US-Agrogiganten Monsanto Garantien in Höhe von 40 Millionen Dollar bereitzustellen, damit dieser mehr konventionelles Saatgut und chemische Spritzmittel in Osteuropa vermarken kann. Sollten die Landwirte für die Lieferungen nicht zahlen können, spränge die Bank mit öffentlichen Geldern ein. Wenn sich das Projekt bewährt, soll es auch auf andere Agrochemiekonzerne ausgeweitet werden.

Die endgültige Entscheidung über das „Monsanto Risk Sharing"-Projekt wird die EBRD, die von über 60 Staaten, darunter Deutschland, sowie der EU und der Europäischen Investitionsbank getragen wird, Mitte Januar kommenden Jahres treffen. Zielländer des Vorhabens sind Bulgarien, Ungarn, Russland, Ukraine, Türkei und Serbien. Mit Hilfe der Bankgarantien soll mehr landwirtschaftlichen Betrieben in diesen Staaten Saatgut und Pestizide des Weltmarktführers Monsanto verkauft werden können – ohne finanzielles Risiko für den US-Konzern.
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Monsanto Risk Sharing - Project Description
[European Bank] The EBRD is considering taking up to USD 40 million unfunded risk participation in Monsanto Company’s portfolio of deferred payment sales contracts for the pre-financing of seeds and crop protection products to medium-large farmers and a small selection of key distributors in a number of the EBRD’s countries of operation (Bulgaria, Hungary, Russia, Serbia, Turkey, Ukraine).

Through the Project, Monsanto would be able to increase its limits for this type of lending, thus enabling greater numbers of farmers to benefit from product characteristics such as higher disease and pest resistance and higher yields, thereby improving their profitability and assisting to fulfil the potential of the project countries to alleviate some food security concern.
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EU-Kommissar John Dalli und ein Brüsseler Politkrimi

[Cicero] Der Skandal um den zurückgetretenen EU-Kommissar Dalli zieht immer größere Kreise. Nun muss sich auch der deutsche Bürokratieabbau-Beauftragte Stoiber (ja, DER Stoiber) rechtfertigen.
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CCC - Interview zur Verfassungsklage - "Die Antiterrordatei ist digitale Gewalt"

[Tagesschau] Ab heute verhandelt das Verfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit der Antiterrordatei. Um welche Daten geht es dabei eigentlich? Warum geraten auch Unschuldige auf die Liste? Und wieso durfte ein US-Senator plötzlich nicht mehr fliegen? tagesschau.de sprach darüber mit Frank Rieger vom Chaos Computer Club.
Frank Rieger, Jahrgang 1971, ist seit 1990 einer der Sprecher des Chaos Computer Clubs. Der CCC macht immer wieder auf Datenmissbrauch aufmerksam. Rieger arbeitet als technischer Geschäftsführer eines Unternehmens für Kommunikationssicherheit. Er ist Mitgründer deutscher Startup-Unternehmen in den Bereichen Datensicherheit, Navigationsdienste und
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Israel: Netanjahu ordnete 2010 Krieg gegen Iran an

[Focus] Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Ehud Barak haben nach Informationen des israelischen Fernsehens im Jahr 2010 den Streitkräften den Befehl erteilt, einen Angriff auf iranische Atomanlagen vorzubereiten. Wie der Privatsender „2“ am Sonntag berichtete, wurde diese Anordnung schließlich aber wieder zurückgenommen. Der Befehl sei nicht zur Anwendung gekommen, da sich der damalige Generalstabschef Gabi Aschkenasi und der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, Meir Dagan, dagegen gestellt hätten.
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Israeli protests: 430,000 take to streets to demand social justice / 1200 Wohnungen - Israel treibt Siedlungsbau in Palästinenergebieten voran

[Guardian] Hundreds of thousands of Israelis took to the streets on Saturday night in Israel's biggest ever demonstration to demand social justice, a lower cost of living and a clear government response to the concerns of an increasingly squeezed middle class.
Up to 300,000 take part in Tel Aviv, 50,000 in Jerusalem and 40,000 in Haifa in Israel's biggest ever demonstration

At a rally in Haifa, Shahin Nasser, an Israeli-Arab, said: "Today we are changing the rules of the game. No more coexistence based on hummus and fava beans. What is happening here is true coexistence, when Arabs and Jews march together shoulder to shoulder calling for social justice and peace. We've had it."

The protests have been criticised by some on the left for not paying more attention to the discrimination suffered by Israeli-Arabs, who make up 20% of Israel's population, or Israel's occupation of the Palestinian territories.
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[Reuters] Trotz internationaler Kritik forciert Israel den staatlichen Siedlungsbau im besetzten Westjordanland.

Die zuständige Verwaltungsbehörde schrieb den Bau von mehr als 1200 Wohnungen in den Ballungsräumen Ramot und Pisgat Siw aus, die Israel als Teil von Jerusalem betrachtet. Zudem wiederholte Israel nach Angaben der siedlungskritischen Organisation Peace Now vom Dienstag eine Ausschreibung für 72 Wohnungen in der Stadt Ariel im Westjordanland, nachdem im ersten Anlauf kein geeignetes Angebot einer Baufirma eingegangen sei.

Der Streit über den israelischen Siedlungsbau ist einer der Hauptgründe für den Stillstand der Nahost-Friedengespräche. Die Palästinenser werfen Israel vor, durch eine gezielte Siedlungspolitik die Gründung eines überlebensfähigen Palästinenserstaates faktisch unmöglich machen zu wollen. Neben Menschenrechtsgruppen haben auch die Bundesregierung und die Europäische Union Israel wegen des Siedlungsbaus in den besetzten Palästinensergebieten kritisiert.
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Entscheidung um US-Präsidentschaft - Die gemauschelte Wahl / Betrugsvorwürfe in Florida Wenn Tote wählen gehen

[Spiegel] Anfällige Wahlcomputer, manipulierbare Software, fehlerhafte Stimmkarten: Kurz vor der Entscheidung um die US-Präsidentschaft geht im Land die Angst vor Wahlbetrug um, in Florida kam es zum Eklat. Republikaner und Demokraten bringen schon jetzt ihre Anwälte in Stellung.
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Betrugsvorwürfe in Florida Wenn Tote wählen gehen [05.10.2012]
[Spiegel] Wie sauber geht es zu bei der US-Präsidentschaftswahl? In Florida, einem der entscheidenden "Swing States", werden jetzt Betrugsvorwürfe laut. Eine Firma soll im großen Stil Wählerregistrierungen gefälscht haben. Sie arbeitete für Mitt Romneys Republikaner.
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Calls from Jeff Flake give wrong voting locations to Democrats



Kontrolliert die Romney-Familie indirekt Teile der Wahlstimmen-Zählmaschinen? [22.10.2012]
[Heise] Über einen Investmentfonds soll Romney auf Hart Interciviv, den drittgrößten Wahlmaschinenproduzenten der USA, dessen Geräte in Swingstates wie Ohio eingesetzt werden, Einfluss ausüben können
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Texas zielt auf Wahlbeobachter / Texas threatens to arrest international monitors sent to watch US election [25.10.2012]
[DW] Der südliche US-Staat auf den Spuren der Despoten dieser Welt? Geht es nach dem Willen des Generalstaatsanwalts, sollen OSZE-Vertreter bei der Präsidentenwahl Stimmlokale nur aus gehöriger Entfernung beobachten dürfen.
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Threat of criminal prosecution of observers at odds with established co-operation on United States elections, ODIHR Director says [24.10.2010]
[OSCE] Ambassador Janez Lenarčič, the Director of the OSCE Office for Democratic Institutions and Human Rights (ODIHR), expressed his grave concern today over the threat of criminal prosecution of OSCE/ODIHR election observers.

This threat, contained in an open letter from the Attorney General of Texas, is at odds with the established good co-operation between OSCE/ODIHR observers and state authorities across the United States, including in Texas, Lenarčič said, adding that it is also contrary to the country’s obligations as an OSCE participating State.
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05.11.2012

Wien: Abschlusskonferenz für Anti-Terror-Projekt Clean IT

[Gulli] Vom 5. Bis 6. November findet in Wien eine Konferenz im Zeichen des Anti-Terror-Projekts „Clean IT“ statt. Es handelt sich hierbei um ein länderübergreifendes EU-Projekt, das von den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Spanien initiiert wurde und von Ungarn, Rumänien, Österreich, Dänemark sowie Griechenland unterstützt wird. Ein Dokument, welches an die Öffentlichkeit gelangte, sorgte für Turbulenzen, da es den Anschein einer totalen Überwachung und radikaler Zensur erweckte. Nachdem es sich jedoch, so die Projektbetreiber, lediglich um eine „Ideensammlung“ handelte, sollte man sein Augenmerk nun auf den Entwurf richten, der vom 24. Oktober vorliegt. Auch für die Konferenz dient er als Grundlage.
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Und die Bertelsmann-Stiftung so: Zeitarbeit verbessert Arbeitsmarktchancen für Arbeitslose...

[bertelsmann-stiftung] Arbeitslose Arbeitnehmer haben eine größere Chance auf eine reguläre Vollzeiterwerbstätigkeit, wenn sie zunächst eine Zeitarbeit aufnehmen. Allerdings tritt dieser Effekt erst langfristig ein, und nur ein Teil der Arbeitslosen ist auf diesem Weg erfolgreich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des RWI im Auftrag der Bertelsmann Stiftung über die sogenannten "Klebe- und Sprungbretteffekte" von Zeitarbeit.
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Derzeit kann die Familie Mohn (Bertelsmann-Eigner) aufatmen. Der inszenierte Hype um Sarrazin lenkt von dieser interessanteren Buchvorstellung ab. Hier wurde ein Auszug der Radio-Sendung "Andruck" (v. 23.08.2010, s. unten) des Deutschlandfunks mit Bildmaterial zusammengeschnitten.


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04.11.2012

Pssst ... Hier wird gekifft! [Arte] [Doku] / Bundestag: Antrag der Linken - Cannabisclubs zulassen - Entscheidung 29.11.12


Auch wenn Cannabis-Konsum in Europa weitgehend illegal ist, liegen dichte Rauchschwaden über dem Kontinent. In unserer 100. Jubiläumssendung schauen wir nach, ob die alten Kifferklischees noch zutreffen oder sich schon längst in Rauch aufgelöst haben.

Der Blogger versucht heute, die Haschisch-Nebel in Europa zu lüften. Er fährt nach Spanien, wo die Cannabis Social Clubs Verfechter von Freiheit, Legalisierung und gutem Stoff zu Tausenden anziehen; nach Tschechien, wo die Behörden den weit verbreiteten Haschischkonsum mit Geldstrafen ahnden; und nach Frankreich, wo ein strenges Drogenverbot auch Cannabis zu Therapiezwecken einschließt.

Pfarrer und Politiker für neuen Umgang mit Drogen
[otz] Gera. Am 29. November entscheidet der Bundestag über den Antrag der Linken, Cannabisclubs zuzulassen die ohne kommerzielles Interesse den Eigenanbau für ihre Mitglieder organisieren. Behandelt werden soll ebenso der Antrag der Grünen, die den Selbstanbau komplett freigeben wollen.
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"Spiegel-Affäre" - Von Adenauer ging eine reale Kriegsgefahr aus - Strauß wollte den atomaren Erstschlag / Doku

[JungeWelt] In der Nacht zum 27. Oktober 1962 erreichte mit der Durchsuchung und Besetzung der Redaktionsräume des Nachrichtenmagazins Der Spiegel in Hamburg und Bonn die sogenannte »Spiegel-Affäre« ihren eigentlichen Höhepunkt. In den bürgerlichen Herrschaftskreisen der Bundesrepublik Deutschland war ein politischer Machtkampf eskaliert, der ein bezeichnendes Licht auf den inneren Zustand des 13 Jahre alten Bonner Staates warf.
In Israel hat Strauß dann selbst – frei vom Ministeramt – am 2. Juni 1963 gegenüber dem Journalisten Amos Elon von der Zeitung Haaretz seine eigenen Beteuerungen zu der Affäre ad absurdum geführt und sich gebrüstet: »Die Frage, die auftrat, war eine neue Umschreibung der Pressefreiheit im Rahmen des Interesses der nationalen Sicherheit. Nicht ein einziges Mal hatte ich mit der ernst zu nehmenden deutschen Presse irgendwelche Probleme – nur mit dem Spiegel –, sie sind die Gestapo im Deutschland unserer Tage. Sie führen Tausende persönlicher Akten – wenn ich an die Nazivergangenheit von Deutschland denke, fast jeder hat irgend etwas zu vertuschen. Und das ermöglicht Erpressung. Ich war gezwungen, gegen sie zu handeln.«
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Wie die "Spiegel-Affäre" die Republik veränderte [Doku] [ZDF]

Vor 60 Jahren flog in der BRD eine staatlich geförderte Untergrundarmee aus alten Nazis auf

[JungeWelt] Zur Verteidigung anstatt zur Aushöhlung der bürgerlichen Demokratie beizutragen, ist für einen Ministerpräsidenten hierzulande längst keine Selbstverständlichkeit.

Insofern nötigt einem die Rede des Georg August Zinn (SPD) vom 8. Oktober 1952 vor dem hessischen Landtag Respekt ab. Es ging um die Enthüllung einer geheimen Armee aus ehemaligen Nazioffizieren, mitfinanziert aus den USA und gedeckt von westdeutschen Stellen. Die Aufdeckung der Strukturen, die erst später mit der NATO und der Geheimarmee Gladio in Verbindung gebracht werden sollten, war ein Affront.

Zinn agierte »ohne Rücksicht auf den sehr starken amerikanischen Druck, der ihn davon abbringen sollte«, so der Historiker Daniele Ganser.1 Der Öffentlichkeit war er dies schuldig, stand doch das politische Klima in Hessen im Spannungsfeld zwischen Fortschritt und Restauration.

Drei Indizien:  
1. In einer Volksabstimmung votierten 1946 zum Mißfallen der US-Militärbehörde 72 Prozent für weitreichende Sozialisierungen.
2. Emil Carlebach, ehemaliger KZ-Häftling und für die KPD im Landtag, wurde auf Anweisung von Militärgouverneur Lucius D. Clay aus der Frankfurter Rundschau entfernt, wie bis 1947 alle kommunistischen Redakteure.
3. Im Landtag gab es eine Mehrheit links der Mitte. Viele Sozialdemokraten, teils aus der Emigration gekommen, strebten einen demokratischen Aufbau an – ohne antikommunistische Schranken.
Mitfinanziert wurde die neofaschistische Organisation von Coca Cola, Bosch, Salamander und Reemtsma. Der einstige NPD-Vorsitzende Adolf von Thadden äußerte 1982, daß der BDJ »selbstverständlich eine rechtsradikale Organisation« war. Die Beziehungen zur Bundesregierung beeinträchtigte das nicht, namhafte Politiker wie Kurt Georg Kiesinger oder Wolfgang Mischnik traten als Redner beim BDJ auf, »Bundeskanzler Adenauer grüßte die Untergrundkämpfer gar per Telegramm auf einer BDJ-Kundgebung und posierte mit zehn Uniformierten zum Fototermin.«2
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