[hintergrund / 26.04.2013] Bevor am vergangenen Freitagabend gegen 21.00 Uhr Ortszeit die triumphierende Nachricht kam, „Die Jagd ist aus. Die Fahndung ist vorüber. Der Terror ist vorbei. Und Gerechtigkeit hat gesiegt. Verdächtiger in Haft“, hatte die Staatsgewalt die Ostküsten-Metropole in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt: „Locktown“. Der öffentliche Nahverkehr wurde komplett stillgelegt. Die Ämter und Behörden schlossen ihre Schalter, weil die Angestellten nicht mehr zur Arbeit kommen konnten. In den Gerichten fielen die Verhandlungen, an den Universitäten die Vorlesungen aus. Weite Teile Bostons glichen einer Geisterstadt. Restaurants, Cafés und Bars – alles geschlossen. Der Vorort, in dem die Polizei den Verdächtigen vermutete, wurde vollständig abgeriegelt, die Menschen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Sie durften ihre Türen nur noch Beamten in Uniform öffnen, die in den Straßen patrouillierten und ein Haus nach dem anderen durchkämmten. Für eine Million Menschen kam das alltägliche Leben zum Erliegen.
Die Vierte Gewalt hat offenbar ganze Arbeit geleistet: 75 Prozent sind sich laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew sicher, dass „gelegentliche Terrorakte künftig Teil des Lebens in den USA“ sein werden. Vor weniger als zwei Wochen lag die Zahl noch bei 64 Prozent. Die Bevölkerung sieht sich offensichtlich in einer ständigen Gefahrenlage – seit 2003 sank der Wert laut Pew niemals unter 50 Prozent.
Das Geschäft mit der Angst erweist sich politisch als äußerst profitabel. Kaum eine der völlig überzogenen „Vorsichtsmaßnahmen“, die jetzt in großer Zahl durchgewinkt werden, stoßen auf öffentliche Kritik. Der Bürger wird dazu konditioniert zu akzeptieren, dass ein immer größerer Teil seines eigenen Landes für ihn zur No-Go-Area wird. Eine Entscheidung mit hohem Symbolwert:
Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass der Regierung der USA und ihrer politischen Klasse auch nur ein Haar gekrümmt werden könnte. Aber das ficht die sich zur Hysterie steigernde öffentliche Meinung nicht an.
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